SPP/Projekt 4

Schwerpunktprogramm Trockenumformen - Nachhaltige Produktion durch Trockenbearbeitung in der Umformtechnik 2013-2019

Funktionalisierung von a-C:H-Werkzeugbeschichtungen und Homogenisierung der Aluminiumpassivschicht für die schmiermittelfreie Aluminiumumformung;
Trockenumformen von Aluminium

Antragsteller:  Bräuer (Braunschweig), Groche (Darmstadt)

Werkstoffe: Aluminium
Methoden: Beschichten, Homogenisieren


Publikationen
Stand 1. Juni 2020

SPP1676_Publications_Bräuer_Groche_Darms[...]
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Final Report
Abschlussbericht (in englischer Sprache)

DMFOAJ_6_2020_099-127_Flegler.pdf
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Die Forschung in der Produktionstechnik fokussiert sich aktuell auf eine Erhöhung der Ressourceneffizienz und folgt damit dem Grundgedanken einer gesteigerten Nachhaltigkeit von Produkten und Prozessen. Hochinnovative Ansätze für nachhaltige Leichtbaukonstruktionen konnten sich hierbei gerade im Mobilitätssektor in den letzten Jahrzehnten bedeutend etablieren. Während ultrahochfeste Stahlwerkstoffe und faserverstärkte Kunststoffe bei aktuellen Produktionsstrategien an ihre Grenzen stoßen, bleibt Aluminium als Konstruktionswerkstoff für lasttragende Leichtbaustrukturen nach wie vor der Werkstoff erster Wahl für Komponenten der Fahrzeug-, Maschinenbau- und Metallindustrie.

Die starke Adhäsionsneigung von Aluminiumwerkstoffen gegenüber gängigen Werkzeugwerkstoffen beeinträchtigt jedoch die Bauteiloberflächengüte, Prozessstabilität und angestrebte Toleranzen. Aus diesem Grund bedarf es bei der Herstellung von gewichtsoptimierten Aluminiumbauteilen eines hohen Einsatzes von Schmiermedien und Ziehfolien. Wie bereits durch das Schwerpunktprogramm SPP1676 „Trockenumformen – Nachhaltige Produktion durch Trockenbearbeitung in der Umformtechnik“ zum Ausdruck gebracht, fordern ökonomische und geoökologische Gesichtspunkte einen Verzicht auf die verwendeten Schmiermedien zur Steigerung der Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit bei Umformprozessen.

Schichtentwicklung

Amorphe hydrogenisierte Kohlenstoffschichten (a-C:H, DLC) sind bekannt für ihre besonderen tribologischen Eigenschaften und als Werkzeugbeschichtung für zahlreiche Umformanwendungen etabliert. Zur Realisierung der Trockenumformung von Aluminiumlegierungen sollen im Rahmen des Forschungsprojekts a-C:H-Werkzeugbeschichtungen weiterentwickelt werden. Ein Forschungsinhalt besteht in der Modifikation der a-C:H-Schicht mit Fluor (a-C:H:F), wodurch die Inertheit der Schicht weiter angehoben werden kann. Ferner bewirken die durch abrasiven Verschleiß freigesetzten Fluoratome eine Passivierung des adhäsiv wirkenden Aluminiums. Die bisherigen Arbeiten brachten bereits harte a-C:H:F-Schichten hervor, welche den Anforderungen als Werkzeugbeschichtung genügen. Tribologische Untersuchungen zeigen, dass durch die Fluor-Modifikation von a-C:H-Schichten die Reibung bei gleichbleibend geringer Adhäsivität weiter gesenkt werden kann.

Trotz des hohen Eignungspotentials von a-C:H-Werkzeugbeschichtungen für die Trockenumformung von Aluminiumlegierungen bedingt die hohe Adhäsionsneigung des Aluminiums einen rapiden Werkzeugverschleiß. In Laborversuchen konnte das Einlaufverhalten von a-C:H-Schichten, welches durch eine hohe Adhäsivität und Reibung geprägt ist, als Ursache für den rapiden Werkzeugverschleiß identifiziert werden. Ein weiterer Forschungsinhalt besteht in der Auffindung von Lösungsansätzen zur Optimierung des Einlaufverhaltens von a-C:H- bzw. a-C:H:F-Werkzeugbeschichtungen. Hierzu werden aktuell Einlaufschichten auf Basis von weichen Metallen und Festschmierstoffen entwickelt und getestet. 

Bruchbilder der entwickelten DLC-Werkzeugbeschichtungen – a-C:H:F-Schicht (a) in Kombination mit einer Einlaufschicht (b), Quelle: Fraunhofer IST

Prozess- und Halbzeugmodifikation

Streifenziehversuche aus der ersten Phase des Projektes, vorwiegend an den Blechwerkstoffen EN AW 5083, EN AW 6082 und EN AW 1050 durchgeführt, zeigen eine erhöhte Adhäsionsneigung von technisch reinem Aluminium, wohingegen höher legierte Aluminiumbleche einen nahezu rein abrasiven Verschleiß aufweisen. Diese wurden bei tiefziehtypischen tribologischen Lasten, insbesondere bei einer Kontaktnormalspannung zwischen 50 und 150 MPa durchgeführt. Eine Eloxierung der Aluminiumbleche führt im Fall des reinen Aluminiums zu einer Minderung der Adhäsionsneigung, wirkt sich jedoch negativ auf das Adhäsionsverhalten bei höher legierten Blechen aus. Als weitere maßgebliche Einflussgröße auf das Adhäsionsverhalten wurde die Oberflächentopographie der Blechwerkstoffe identifiziert. Hier zeigt sich in Streifenziehversuchen eine Abhängigkeit von der real wirkenden Kontaktnormalspannung und damit zusammenhängend von den Mikrodeformationen an den Rauheitsspitzen. Diese Deformationen könnten für ein Aufreißen der nativen Oxidschicht verantwortlich sein, was durch den direkten Metall-Metall Kontakt die Ausprägung von Adhäsionen fördern könnte. Die Ergebnisse dienen der Entwicklung neuartiger, legierungsspezifischer Tribosysteme, die eine Trockenumformung von Aluminiumlegierungen ermöglichen.   Diese Tribosysteme beinhalten neue Werkzeugbeschichtungen sowie optimierte Prozess- und Umgebungs-parameter und werden anhand von anwendungsnahen Tiefziehversuchen qualifiziert.

Titel: Mikrostrukturierung zur gezielten Einstellung von Traganteilen, Quelle: PtU


PtU - Institut für Produktionstechnik und Umformmaschinen

Name: Prof. Dr.-Ing. Dipl. Wirt.-Ing. Peter Groche

Position: Projektleitung / project manager

E-Mail-Adresse: groche@ptu.tu-darmstadt.de


Name: Felix Kretz, M. Sc.

Position: Projektbearbeiter / project team

Telefon: +49 6151 1623314

E-Mail-Adresse: kretz@ptu.tu-darmstadt.de


IST - Fraunhofer-Institut für Schicht- und Oberflächentechnik

Name: Prof. Dr. Günter Bräuer

Position: Projektleitung / project manager

E-Mail-Adresse: guenter.braeuer@ist.fraunhofer.de


Name: Dipl. Wirt.-Ing. Tim Gyung-min Abraham

Position: Projektbearbeiter / project team

Telefon: +49 531 2155655

E-Mail-Adresse: tim.abraham@ist.fraunhofer.de

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